Auch im April 1971 wurde der Jahrestag des Wormser Reichstags in Worms mit vielen Veranstaltungen gefeiert. Ehrengast war mit Bundespräsident Gustav Heinemann das damalige deutsche Staatsoberhaupt.
Wie im April 2021, so wurde auch vor 50 Jahren, 1971, der Jahrestag des Wormser Reichstags in Worms mit vielen Veranstaltungen begangen: So erschien unter anderem im Frühjahr zum 450. Jahrestag ein bis heute grundlegender Sammelband zum Geschehen. Seit 1969 hatte ein Kuratorium die seinerzeit ganz im Zeichen der Ökumene und damit einer erwartungsvollen Aufbruchsstimmung beider großen Konfessionen stehenden Aktivitäten in Worms vorbereitet. Maßgeblichen Anteil an der Organisation hatte der damalige Archivleiter Fritz Reuter.
1971 kam das deutsche Staatsoberhaupt nach Worms: Zum zweiten Mal nach einem Vortrag Heinemanns noch in seiner Zeit als Justizminister der Großen Koalition 1968 in der Pädagogischen Hochschule Worms machte der unter anderem in den Jahren des Kirchenkampfes profilierte Protestant Dr. Gustav Heinemann (1899.1976, amt. 1969-1974) Worms seine Aufwartung.
Am 17. April 1971 kam der "Bürgerpräsident" Heinemann, gegen 10 Uhr vormittags, mit einem Sonderzug der Deutschen Bundesbahn aus Speyer am Bahnhof an, begrüßt u.a. von Oberbürgermeister Dr. Kuhfuß. Hierbei machte der 2015 verstorbene Wormser Pressefotograf Norbert Seilheimer eine Reihe von Fotos, die heute als Teil seines Nachlasses in der Fotoabteilung des Stadtarchivs verwahrt werden. Die Fotoserie belegt die unprätentiöse, volksnahe Art des ersten sozialdemokratischen Bundespräsidenten und sein besonderes Bestreben um nüchternes Auftreten.
Zwar hatte das Protokoll für den Besuch Heinemann nur wenig Zeit eingeräumt, jedoch stellte die Wormser Zeitung fest, es sei „eine große Auszeichnung für die Stadt und ihre Bevölkerung, dass das Staatsoberhaupt kommt und auch das Wort ergreifen wird“. Der Präsident sprach zur Eröffnung der Ausstellung im Wormser Museum und weiteren Luther-Reichstags-Aktivitäten und trug sich im Anschluss in das Goldene Buch der Stadt ein.
Eine Frage ist aber nach wie vor offen: Wer ist der aufgeweckte, vielleicht zehnjährige Junge mit Fotoapparat, den Heinemann vor dem Bahnhof so herzlich begrüßt (zu sehen auf dem Foto unten, Neg. 341/22)?
Das Stadtarchiv ist für sachdienliche Hinweise dankbar: stdtrchvwrmsd.